Sie kommen immer mehr in Mode – Einzelöfen welche mit Bio-Ethanol befeuert werden, keinen Rauchabzug benötigen und eigentlich nur Dekorationszwecken dienen. Natürlich ist es schön, wenn man schon beim Kauf oder Bau eines Eigenheimes aus Kostengründen auf einen Zusatzkamin verzichtet hat, und nun für teures Geld doch noch ein Feuerchen mit Bio-Ethanol Öfen ins Wohnzimmer holen kann.
Nachdem diese Feuerstätten in der Regel nicht zu Heizzwecken dienen oder als Offene Kamine deklariert werden, müssen diese auch mehr oder weniger keine gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Es ist kein Rauchfang erforderlich, die Feuerstätte ist in der Regel leicht zu transportieren und kann an beliebigen Orten aufgestellt werden und zum Betrieb genügen einige Liter Bioethanol, die einfach händisch nachgefüllt werden können. Allerdings liegen in dieser Einfachheit auch die größten Gefahrenpotenziale.
Gefahren- und Warnhinweise
Betrachtet man sich die Bedienungs- und Aufstellanleitungen dieser Feuerstätten einmal näher, wird sofort klar, dass die notwendigen Anforderungen im praktischen Einsatz kaum zu erfüllen sind. Bio-Ethanol Öfen sind zwar sehr schön und vermeintlich praktisch, aber auch ganz schön gefährlich. Hier ein paar Auszüge aus Bedienungsanleitungen:
- Sorgen Sie für eine ausreichende Belüftung, ohne dass ein Durchzug entsteht. Innen darf der Kamin nur an Stellen aufgebaut werden, wo es keine Luftquerströmung gibt.
- Halten Sie Möbel, Gardinen oder brennbares Material mindestens 1 Meter vom Kamin entfernt. Dieser Abstand gilt auch für Personen oder Tiere, zur Vermeidung von Bewegungen, welche die Flamme beeinflussen können.
- Von der Montage des Kamins in einem Schlafzimmer wird abgeraten.
- Personen mit Atembeschwerden wird empfohlen, sich nicht in Räumen aufzuhalten in denen der Kamin in Betrieb ist.
- Bitte beachten Sie, dass die Mindestraumgröße in Abhängigkeit von der Luftwechselrate bei der Aufstellung des Kamins zu berücksichtigen sind.
- Für ausreichend gute Belüftung sorgen (z.B. Fenster öffnen). – Den Kamin nicht abdecken. Legen Sie keine brennbaren Materialien oder Kleidungsstücke auf den Kamin.
- Brennstoffe kühl und in einem gut belüfteten Raum lagern und nur Haushaltsübliche Mengen(max. 30 Liter) in Abfüllungen bis zu 3 Litern lagern.
- Brennenden Alkohol mit einem ABC-Pulverlöscher, alkoholresistenten Löschschaum oder Wasser löschen.
- Vor dem Nachfüllen warten, bis die Brenndose abgekühlt ist und den Brennstoffbehälter nur außerhalb des Kamins befüllen.
Diese Auszug aus einer Liste der Vorsichtsmaßnahmen erhebt noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt aber doch auf, dass es sich hier um ein Produkt mit einem gewissen Gefahrenpotenzial handeln muss. Besonders die zuerst genannten Punkte zeigen, dass der Betrieb dieser Feuerstellen nicht immer unproblematisch ist. Zum einen soll man für eine ausreichende Luftzuführung sorgen, und zum anderen darf aber auch kein Luftzug entstehen, der die empfindliche Flamme und Verbrennung stören könnte.
Unzureichender Luftwechsel kann zu starken Kopfschmerzen, Übelkeit und anderen Symptomen führen. Bei unsachgemäßen Betrieb ist auch die Entstehung von CO (Kohlenmonoxid) nicht auszuschließen. Bei der geringsten Unachtsamkeit im Umgang mit dem Brennstoff können schreckliche Verbrennungen am Körper und natürlich auch Brände entstehen.
Gerade die in letzter Zeit gehäuften Unfälle (Verbrennungen und Brandschäden) mit diesen Feuerstellen zeigen auf, wie wichtig es wäre die Betreiber auf die Gefahren hinzuweisen. Leider werden Bedienungsanleitungen viel zu selten gelesen und die Anforderungen darin rasch wieder vergessen.
Optisch ansprechend
Optisch gesehen und auch vom Behaglichkeitsgefühl her kann ich nachvollziehen warum ein ansprechender und schön gestalteter Dekokamin in die eigenen vier Wände gehört. Sind wir nicht immer fasziniert von einem offenen Feuer, welches Wärme und Behaglichkeit vermittelt?
Heizleistung
Die Heizleitung von Bioethanol das in einem Dekokamin verbrennt ist gering und kann höchstens zu einem angenehmeren Raumklima beitragen, nicht jedoch eine Heizung ersetzen. Da gemäß der aktuellen Gesetzeslage, der Ethanolkamin nicht mehr als einen halben Liter pro Stunde verbrennen darf, um ohne Genehmigung betrieben zu werden, kann die Heizleistung nicht größer sein als 2,5 – 3 kW. Dies wird aber durch die Anforderung des regelmäßigen Lüften wieder zu nichte gemacht.
Dekokamine mit Zertifikat
Im Jahr 2011 wurde die Norm 4734 „Dekorative Feuerstellen für flüssige Brennstoffe“ veröffentlicht. Nun können unabhängige Prüfinstitute ein Zertifikat vergeben. Dieses bestätigt den Anbietern von Ethanol-Dekokaminen, dass sie die Norm einhalten. Pflicht ist die Prüfung nicht. Die Norm gilt nur für Geräte, in die maximal drei Liter Brennstoff passen. Dekokamine, die mehr als einen halben Liter Ethanol pro Stunde verbrennen können oder Geräte, für die eine Heizleistung angegeben ist, benötigen laut Norm einen gesonderten bauaufsichtlichen Zulassungsbescheid.
Laut Norm muss die Gebrauchsanleitung 5 Warnhinweise und etwa zwanzig Hinweise und Anleitungen zum Gebrauch enthalten. Außerdem muss schon vor dem Kauf erkennbar sein, dass die Geräte nicht als Heizgerät und nur in belüfteten Räumen verwendet werden dürfen.
Unabhängige Informations Plattform
Unter dem Dach des HKI (Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V.) wurde eine Fachabteilung für Ethanol-Geräte gegründet. Besonders hohe Ansprüche werden von dem Verband an die Sicherheit und Qualität der Gerätetechnik gestellt. Bereits im Vorfeld der Gründung hatten einige der Mitgliedsunternehmen an der Erarbeitung der DIN-Norm 4734-1 mitgewirkt, die im Januar 2011 veröffentlicht wurde.
Unter http://www.ratgeber-ethanolkamine.de wird nun umfangreich über das Thema informiert. Zu den 14 Gründungsmitgliedern der Fachabteilung sichere Ethanol-Feuerstellen zählen sowohl deutsche als auch ausländische Unternehmen. Es sind dies die Firmen Alfra Feuer, Beefire, Blomus, Ecosmart Fire, Eurolux/Kaminwunder, The Flame, Hark, Planika, Radius Einrichtungsbedarf, Ruby Fires, Safretti, Gebr. Schulte, Spartherm Feuerungstechnik und Wodtke.
Leider wird diese Unabhängige Informationsplattform nicht mehr weiter gepflegt, der letzte Eintrag von 2012 stammt.